Nicht jede Zukunftsidee muss zwangsläufig ein Mobil sein, dass durch die Luft fliegt, mit Strom angetrieben wird, oder sich von ganz allein bewegt. Zukunftsideen können auch nur auf unseren Smartphones existieren und trotdzem dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen.
Das Startup Carployee, das seit 2018 am österreichischen Markt und seit 2019 auch in Deutschland und in der Schweiz vertreten ist, geht mit seiner App einen neuen Weg beim Thema Carpooling und Ridesharing. Die App richtet sich gezielt an Unternehmen. Mitarbeiter sollen einfach Fahrgemeinschaften direkt zum Job bilden können.
Das soll für mehr Kommunikation unter Kollegen sorgen und durch Goodies belohnt werden. Wer schon einmal in einem Redaktionsbüro gearbeitet hat, weiß, welche Stille dort herrscht, einzig unterbrochen vom Geräusch der Tasten. Zusammen Zeit verbringen außerhalb des Büros, vorab schon Fragen diskutieren, oder Meetings vom Vormittag nochmal durchgehen, während man zusammen im Auto sitzt, das macht durchaus Sinn. Und wenn man sich nur zum gemeinsamen Grillen verabredet, ist trotzdem dabei etwas gewonnen.
Viele bieten bereits bei BlaBlaCar Mitfahrgelegenheiten an, und das funktioniert bei individueller Absprache ganz gut. Was aber, wen die breite Masse das nutzt? Initiativen zur Bildung von Fahrgemeinschaften sind nichts Neues. Aber es darf bezweifelt werden, ob das für die große Gemeinschaft der Pendler zutrifft, die sich Tag für Tag auf Österreichs Straßen fortbewegt. Laut STATISTIK AUSTRIA sind es mehr als vier Millionen Menschen, die pendeln. Ließe sich durch Fahrgemeinschaften ein Zehntel dieser Zahlen, also 400.000 zusammenlegen, also aus zwei Fahrern jeweils eine Fahrgemeinschaft machen, wären das 200.000 Autos weniger, was bei einem Kraftstoffverbrauch von 8L/100km und 50 gefahrenen Kilometern, einer Einsparung von rund 1.9Millionen Kilo CO² entspräche.
So sagt denn auch CEO & Co-Founder Albert Vogl-Bader dazu:
“Wir können messen, wie viel CO2 gespart wird.” Firmen können so einen belegbaren Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Konkret erfolgt dies dadurch, dass Unternehmen, die ihren Mitarbeitern Carployee zur Verfügung stellen, eine zusätzliche Möglichkeit zur Incentivierung ihrer Mitarbeiter erhalten sollen. Belohnungen können entsprechend firmeninternen Regelungen individuell gestaltbar sind. Gutscheine, Freistunden, oder gratis Mitarbeiterparkplätze sind nur einige machbare Goodies.
Wenn eine große Firma das ihren Mitarbeitern vorstellt, können mit dem internen Firmen Newsletter hunderte oder sogar tausende Nutzer erreicht werden, die auch gleich über die Goodies informiert werden. Hierbei wäre sinnvoll, auch Adressen Pools zu schaffen, die den Mitarbeitern helfen, sich zu connecten, weil sie im selben Postleitzahlenbereich wohnen. Damit genügend Matchings zwischen den Kollegen zustande kommen, wird eine Anzahl von 250+ Nutzern empfohlen. In weiterer Folge ist übrigens geplant, Unternehmens-Cluster zu machen und Pool-Autos und Carsharing einzubinden.
CEO & Co-Founder Albert Vogl-Bader war so nett, uns auch ein paar Fragen zu beantworten:
Was unterscheidet euch konkret von Mitfahrservice Anbietern?
Unsere Lösung ist eine Mitfahr-App für Unternehmen. Das heißt, es gibt fixe Standort-Ziele, welche von Unternehmen definiert werden. Die Unterscheidungsmerkmale zu anderen Mitfahrbörsen liegen in der technischen Abwicklung der Fahrgemeinschaften, in der Abwicklung der Zahlung und in der Anreizgestaltung.
Im Vergleich zu öffentlichen Lösungen sind unsere User einem Unternehmen (unseren Partnern) zugeordnet. Damit entstehen einheitliche Ziele, welche sowohl Angebot als auch Nachfrage von Fahrgemeinschaften auf ähnlichen Strecken erhöht. Zusätzlich besteht zwischen Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen eine Vertrauensbasis — auch bei tausenden Personen im Unternehmen. Technologisch komplettieren wir diese Aspekte damit, dass automatisch die passenden Fahrgemeinschaften vorgeschlagen werden. Danach ist die Zusage für die gemeinsame Fahrt nur mehr einen Klick entfernt.
Von anderen Anbietern unterscheidet uns zudem, dass die Nutzung von Carployee völlig kostenlos ist — sowohl für Fahrer*innen als auch für Mitfahrer*innen. Über ein Punktesystem werden die User motiviert, langfristig Carployee als Mobilitätsservice für den Weg zur Arbeit zu verwenden. Wir haben uns auch die Frage gestellt: Warum sollten Personen überhaupt ihr Mobilitätsverhalten zugunsten von gemeinsamen Fahrten ändern? Dazu haben wir durch lange Tests herausgefunden, dass die Hürde jemanden mitzunehmen niedriger ist, als auf das eigene Auto zu verzichten und mit anderen mitzufahren. Diese Aspekte spielen in unserem Anreizmodell (wir nennen es intern User Activation) eine Rolle.
Welche Vorteile hat ein Unternehmen, wenn es euch nutzt, anstatt das firmenintern über eine Excel Tabelle zu organisieren?
Unternehmen haben den Vorteil, dass durch unsere Technologie passende Fahrgemeinschaften zusammengeführt werden, die Abwicklung der Fahrten mit wenigen Klicks möglich ist und dadurch die Anzahl der aktiven Teilnehmen von Fahrgemeinschaften erhöht wird. Zusätzlich lassen sich über unsere Plattform Anreizsysteme (reservierte Parkplätze, Gutscheine, etc.) zur weiteren Motivation verwalten und die Einsparungen durch die Nutzung wird visualisiert. So zeigt ein Dashboard für Unternehmen die durch Carployee entstandenen Einsparungen hinsichtlich CO2, Parkplätze, Kosten für User, etc.
Gibt es Zahlen zu den App Nutzern, also Anstieg und so ganz allgemein welche Ziele hattet ihr für 2020 und wie hat euch Corona einen rein gewürgt?
Wir sind seit 2018 aktiv, konnten im letzten Jahr monatlich stark wachsen und neue Unternehmenspartner in Deutschland, Österreich und der Schweiz gewinnen. Mittlerweile sind es mehrere tausend aktive User. Unser Ziel für 2020 war die Fortsetzung des bisherigen Wachstums, um vielen weiteren Arbeitnehmer*innen und Unternehmen die Vorteile von Carployee zu bieten. Durch die Corona-Situation ist die aktive Nutzung stark gesunken, jedoch sind wir mit unseren Partnern in regelmäßigem Austausch und wir werden alles daran setzten, optimal aus den Startlöchern zu kommen. Ein weiteres großes Ziel für dieses Jahr ist die technische Produktweiterentwicklung. Unsere Technologie des „Matchings“ von Pendlern zur Ressourcenschonung in der Mobilität werden wir mit zusätzlichen Verkehrsmitteln erweitern und bestehende „Mobility-as-a-Service“-Anbieter in unsere Software einbinden. Dabei sind wir in der technologischen Forschung für intermodale Umsteigepunkte gemeinsam mit Universitäten aktiv.
Pendler würden öfter mit einem Kollegen mitfahren, was aber nicht zwangsläufig zu weniger Autos führt. Aber die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs könnte dadurch sogar abnehmen? Wie seht ihr das?
Unsere Unternehmenspartner sind aktuell hauptsächlich in Gegenden angesiedelt, welche nicht gut am öffentlichen Nahverkehr angebunden sind. Strukturierte Fahrgemeinschaften sind für manche Unternehmen die einzige Möglichkeit, um auf das eigene Auto zu verzichten. Europaweit betrifft das ca. 60% aller Arbeitnehmer*innen, denen wir mit der aktuell im Einsatz befindlichen Lösung Kostenerleichterungen und CO2-Einsparungen ermöglichen könnten. Für Unternehmen mit guter Anbindung in Stadtzentren wird die App mit weiteren Transportmitteln erweitert und optimale Umsteigerelationen von Fahrgemeinschaften auf Fahrräder oder öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglicht. Ziel ist es, die schnellste, günstigste, ressourcen- und umweltschonendeste Transportmöglichkeit zum Arbeitsplatz für Arbeitnehmer*innen zu visualisieren.